Die Grafik von 1572 gehört zur Serie von 230 Drucken, die Georg Braun als Herausgeber und Frans Hogenberg als Zeichner und Stecher ab 1572 von Köln aus vertrieben haben. Ein früheres Werk, die Schedelsche Weltchronik, 1493 in Nürnberg gedruckt, enthält zwar bereits 31 Holzschnitte mit Stadtansichten, bei dieser Sammlung von Panoramen ist Kassel aber nicht dabei. Auch in der Cosmographei von Sebastian Münster, Basel 1561, ist Cassel ausgespart. In beiden Bänden sind alle Stiche flach und weniger detailliert ausgeführt.

Der Kupferstich von Hogenberg ist die älteste Panorama-Ansicht auf das Stadtbild Kassels und zudem in herausragender künstlerischer Gestaltung gefertigt. Die Vedute wird oft kopiert, in der Qualität aber nicht erreicht.

Und noch etwas zeichnet Hogenbergs Grafik aus. Sie ist fein, also präzise ausgeführt und ziemlich exakt perspektivisch ausgerichtet - ein außergewöhnliches Zeitdokument. Das Bild erweckt sogar etwas den Eindruck von Dreidimensionalität. Diese Darstellungsart macht Hogenbergs Werk einzigartig.
Vermittelt sie nicht die Aufforderung, die Stadt zu besuchen? Denn im Panorama sind die entgegen kommenden Personen keine Staffage-Figuren oder Kostümfiguren, sondern sie sind - an der Kleidung und ihrem Habitus zu erkennen - als angesehene, wohlhabende Städter in Szene gesetzt. Egal, ob es Personen von Stand oder Kaufleute oder Reisende sein sollen. Die Bildbotschaft ist, dass es sich für Bürgersleute lohnt, als Kaufleute oder Ratsherrn oder Unternehmer nach Cassel zu kommen oder hier zu arbeiten und zu leben.

Zur tiefen Beschreibung des Kupferstichs von Frans Hogenberg.