Ab ins Palais Bellevue - Barock trifft Innovation

Kurztexte zu den einzelnen Programmpunkten

Freitag, 4. Juli 2025, ab 14 Uhr,
Palais Bellevue, Schöne Aussicht 2, 34117 Kassel


Das Palais Bellevue war mal die Oberneustädter Sternwarte

Vortrag von Dr. Karsten Gaulke, Leiter des Astronomisch-Physikalischen Kabinetts: Fernrohre, Messinstrumente, Experimente – Innovationen!

14:30 Uhr, Remise 

Ralf Gerstheimer, Astronomischer Arbeitskreis Kassel, präsentiert historische Fernrohre und das Modell der Sternwarte,
 
16 (14) – 18 Uhr, Garten und Innen

 
Mit der Gründung des Collegium Carolinum ergriff Landgraf Karl die Gelegenheit, eine moderne und außergewöhnlich repräsentative Sternwarte in Kassel zu errichten. Mit Lothar Zumbach von Koesfeld gelang es zudem, einen renommierten Wissenschaftler zu gewinnen, der die Professorenstelle für Mathematik und Astronomie am Collegium übernahm. 
Die Oberneustädter Sternwarte wurde 1714 fertiggestellt und war mit Instrumenten ausgestattet, die zu den besten und wertvollsten ihrer Zeit gezählt werden konnten. Unter den Fernrohren stachen besonders das 16-füßige Holzfernrohr mit 6 Auszügen und das 100 füßige Luftfernrohr hervor - beide mit hervorragenden optischen Linsen bestückt. So konnten Beobachtungen, Messungen und Experimente durchgeführt werden - unabhängig von der an Dogmen ausgerichteten Lehre, der Beginn der modernen Wissenschaften .
 
Die Abbildung der Sternwarte in Gabriel Doppelmayrs Atlas Novus Coelestis unterstreicht die Bedeutung dieser beiden Fernrohre: Dort befindet sich an der Südwestseite des Observatoriums der Mast des Luftfernrohrs mit Halterung und Linse. Darüber, auf der Nordwest-Altane, wird (mit sehr großer Wahrscheinlichkeit) durch das 16-füßige Holzfernrohr beobachtet. Es ist ebenfalls an einem kleinen Mast aufgehängt und ruht beobachterseitig auf einer verstellbaren, gabelförmigen Vorrichtung.

Das Modell (Maßstab 1:100) der Oberneustädter Sternwarte, des heutigen Palais Bellevue, greift diese Szene von Doppelmayr auf. Mithilfe weiterer Quellen wie dem Wachsrelief und der Aueansicht von ca. 1720 war es möglich, eine Rekonstruktion des Gebäudes vorzunehmen, die dem Original recht nahekommen dürfte.


Das Palais Bellevue mit schönen Aussichten und Ansichten


Jürgen Fischer, Geschichtsvermittler, stellt historische und aktuelle Bilder rund um das Palais Bellevue vor,  ab 14 Uhr, Garten
 
Plakate im A0 Format hängen an einer Wäscheleine. Besucher sind eingeladen, etwas vom alten Kassel „An der Schönen Aussicht“ zu spüren und zugleich wahrzunehmen, wie schön die heutige Schöne Aussicht ist. Das lässt sich auf aktuellen Fotos erkennen und dann vor Ort nachvollziehen. Zum Beispiel: Schauen Sie sich das spätbarocke Treppenhaus im Palais Bellevue an, dann das Eingangsportal mit dem schönen Schau-Balkon. Versäumen Sie nicht den bewussten Blick hinunter Richtung Theater, die Häuserzeile mit den unterschiedlichen Fassaden entlang. Die Dachtraufen von Palais, Gerichtssälen und Wohnhäusern sind aufeinander abgestimmt. 
Historische Bilder anschauen und vor Ort das Heute betrachten - Das ist die Grundidee des Projektes „Bilder aus der Geschichte an der Wäscheleine“.
 
Musikalische und tänzerische Impressionen und Improvisationen von
Ulrike Lentz - Querflöte und Alina Umbach – Ballett
16 Uhr, Entrée des Palais
 
Wenn das barocke Gebäude des Palais Bellevue im Mittelpunkt steht, gehören Musikbeiträge aus der Zeit und kleine Tanzszenen dazu, um etwas den Zeitgeist des 18. Jahrhunderts spüren zu können. Wir begeben uns dazu in die Eingangshalle des Gebäudes. Was erwartet uns im Entrée? 
Ulrike Lentz spielt auf, mit spätbarocken Klängen der Querflöte. 
Ralf Gerstheimer stellt das Modell der Sternwarte vor. 
Dann betrachten wir das Treppenhaus.
Alina Umbach tanzt voran, zeigt Figuren aus dem klassischen Ballett. 
Ulrike Lentz lässt die Klänge der Querflöte in Impressionen und moderne Improvisationen übergehen.
 

Dr. Christian Presche, Historiker und Diplom Ingenieur lädt zu einem architekturgeschichtlichen Rundgang ein,
  17 Uhr, ab Entrée des Palais 
 
Lassen Sie sich die Südseite der Oberneustadt in den Jahrhunderten und heute erklären: Das Palais Bellevue, das Residenzschloss (heute stehen hier die Gerichtsgebäude), den Auehang, die Alte Galerie, die Neue Galerie, den Frühstückstempel, das einzige erhaltene Wohnhaus Schöne Aussicht Nr. 9, das AOK-Gebäude als herausragendes Beispiel für Kassels Architektur der späten 1950er Jahre.
Wer wohnte in der Zeit von 1700 bis 1943 in Kassels angesagter Straße, von wem wurde der Marstall genutzt, der stand dort, wo 1878 die neue Galerie errichtet wurde? Hat Kurfürst Wilhelm I. wirklich im (Tholos) Tempelchen gefrühstückt? Der Weg dorthin, die Grünfläche zwischen Bolero und Neuer Galerie war ein Gartengelände. Und in der anderen Richtung, das Ehrenmal war vor 160 Jahren eine Gartenanlage, die zum Palais des Prinzen Georg gehörte. Deshalb heißt die Straße mit Blick auf die Karlskirche heute noch Georgenstraße.
 

Das Palais Bellevue im Kontext Kasseler Innovationen 

Mark Fehr, Wirtschaftsredakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Buchvorstellung und Lesung: Geniestreiche aus Kassel,
17:30 Uhr, Remise

Klappentext: „Warum ausgerechnet Kassel? Diese Frage drängt sich nach elf Kapiteln geradezu auf, in denen so zahlreiche Pioniertaten und Premieren aufeinander folgten, dass man wohl kaum von Zufall sprechen kann.“, resümiert Mark Fehr. Denn Kassel ist nicht nur Standort eines bekannten ICE-Bahnhofs, sondern hat weit mehr zu bieten: Hier tickte zum ersten Mal die Sekunde in einem Uhrwerk, stand die erste Sternwarte Europas, tagte das erste verfassungsgemäße deutsche Parlament und wurde der erste Dampfzylinder als Mutter aller Maschinen erprobt.

Anhand elf historischer Kasseler Persönlichkeiten – Musiker, Mathematiker, Erfinder, Forscher, Schriftsteller, Unternehmer, Künstler – porträtiert Mark Fehr, Wirtschaftsredakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Kassel als einen Schauplatz kultureller, technologischer und gesellschaftlicher Meilensteine. „Geniestreiche aus Kassel“ ist die perfekte Lektüre, um sich auf den nächsten Kassel Besuch einzustimmen.
 


Vortrag von Dr. Jochen Ebert, Historiker und Buchgestalter:

Wie finanzierte Landgraf Carl seine Baulust bzw. wie finanzierte ein frühmoderner Fürst seine Herrschaft?
19 Uhr, Remise


Das Palais Bellevue ist eines von zahlreichen Gebäuden, die Landgraf Carl von Hessen-Kassel (1654–1730) während seiner Regierungszeit errichten ließ. Mit dem Herkules und den Kaskaden am Karlsberg, der Orangerie in der Karlsaue und der Anlage der Oberneustadt prägte er das Erscheinungsbild seiner Residenz Kassel bis in die heutige Zeit. Seine ambitionierten Pläne als Bauherr gingen allerdings oft weit über das hinaus, was finanziell möglich war. Deshalb existiert ein Teil seiner Bauvorhaben nur auf dem Papier oder als Modell. Welche Einnahmen Landgraf Carl zur Verfügung standen, wie die Finanzverwaltung organisiert war, aus welchen Kassen seine Bauprojekte finanziert wurden und welchen Anteil die Bauausgaben am fürstlichen Gesamtetat hatten, wird Thema des Vortrags sein. 

Bei uns in Nordhessen gibt‘s
Schnittchen und Wasser aus dem Tiefbrunnen (Caldener). Regional, so Richtung Gesundbrunnen (Hofgeismar), Landgraf Karl und Dennis Papin lassen grüßen! Die Schnittchen: Schmand mit Schnittlauch oder Ahle Wurscht auf Roggenkruste

Nach der Sanierung eröffnete das Palais Bellevue 2023 als

Städtisches Haus für Literatur und Musik.

Die „Remise“ ist ein beliebter Veranstaltungsort. Vier Einrichtungen laden ein:

Louis-Spohr-Museum - Literaturhaus Kassel - Hör.Spiel Museum - Stiftung Brückner-Kühner